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Wie haben Sie sich das eigentlich vorgestellt?

Geht das überhaupt?

Diesen und ähnlichen Fragen musste ich mich vor Ende der Sommerferien 2013 an der BBS Wirtschaft stellen. Als ich mit Blindenstock, Anmeldeformular und Zeugnis bewaffnet das Sekretariat der Schule betrat, schlug mir die Verwirrung der netten Damen förmlich entgegen.



Warum?

Ich bin blind, wollte an eine Regelschule und dies kommt nur sehr selten vor, da es ja Blindenschulen in Deutschland gibt.

Dies wurde den Sekretärinnen auch klar und ich erklärte ihnen die Umstände, weshalb ich in einer Blindenschule nicht zurechtkam. Wer mich und meine Geschichte kennt, weiß, dass ich es dort nicht sehr leicht hatte.

Erst einmal liegt die Schule am gefühlten anderen Ende der Welt, zum Zweiten ist das natürlich mit Internatsunterbringung verbunden.

Natürlich bedeutet das, dass man sonntagabends erst einmal durch halb Deutschland gondeln darf. Freitags gondelt man dann wieder zurück. Dadurch ist das ganze Wochenende versaut, man kann nichts Vernünftiges mit Familie und Freunden unternehmen und so weiter.

In meinem Fall bedeutete das leider auch schwere Misshandlungen und Mobbing.

Das machte mich schließlich so fertig, dass ich erst einmal nach Trier ins Mutterhaus kam, wo ich innerhalb von 5 Wochen wieder zu Kräften kommen musste.

Dementsprechend sahen meine Zeugnisse auch aus, als ich das Sekretariat der BBS Wirtschaft betrat.

Aber im Mutterhaus hatte ich eine Entscheidung getroffen. Ich würde dem Blindeninternat den Rücken kehren und in eine ganz normale Regelschule gehen, wo ich nachmittags auch nach Hause gehen kann und nicht mit Schülern unter einem Dach schlafen muss, die mich den ganzen Tag mobben.

Da ich eine Kämpferin bin, erklärte ich den netten Damen im Sekretariat, dass ich lernen kann wie andere Schüler auch, nur dafür spezielle Hilfsmittel brauche. Etwas beruhigt trug eine der Damen mich dann in die Schule ein und bat mich dann aber, mit meinem zukünftigen Klassenlehrer zu sprechen. Wir machten einen Termin aus, zu dem ich gerne kam.

Mich erwartete ein freundlicher, älterer Herr mit einer angenehm tiefen Stimme, die mir direkt vertrauenswürdig vorkam. Er stellte sich mir als Herr Ferring vor, und ich musste ihm erklären, weshalb ich in seine Klasse wollte. Ich erzählte ihm meine Geschichte und versicherte zudem, dass ich mich schon um meine Hilfsmittel kümmern würde und dass ich außerdem eine Schulassistenz beantragt hätte. Das beruhigte auch ihn, und so kam ich an die BBS Wirtschaft Trier.

Es entsteht ein surrendes Geräusch, wenn ich jeden Morgen den rauen Schuleingangsboden entlangkomme und der Blindenstock, auch liebevoll Knüppel von mir genannt, über die Rillen fährt.

Mittlerweile habe ich bessere Schulnoten und was das wichtigste für mich ist, ich habe keine Angst mehr, morgens in die Schule zu gehen. Im Gegenteil. Meistens freue ich mich sogar auf die Schule. Ich kann endlich wieder lachen und habe sogar ein paar Freunde gefunden.

Außerdem müssen die Lehrer an ihrem Unterricht nicht viel verändern. Das einzige, was ich weiß, ist, dass Herr Ferring mir zu Liebe im Deutschunterricht auf das Thema Karikaturen verzichtet hat. Dafür danke ich ihm, denn wegen meiner Blindheit kann ich nicht wirklich viel mit Bildern anfangen.

07.07.14 Natalie Emling

Neuheiten auf einen Blick:

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